Systemressourcen
Ich hatte schon seit längerem ein Auge und andere Körperteile
auf die kleine Brünette geworfen, die regelmäßig in
unserer Eckkneipe neben der Musikbox saß und scheinbar zu niemandem
gehörte. Als ich mich ihr jedoch in der Absicht näherte, ihr
an die Wäsche zu gehen, fertigte sie mich mit dem Spruch: "Diese
Datei wird bereits von einem anderen Prozess verwendet!" ab und
verschwand. Ich muß in diesem Moment wohl ziemlich belämmert
aus der Wäsche geschaut haben. Am Abend danach probierte ich mein
Spiel bei der Blonden, die dann und wann am Billardtisch hockte. Als
ich zwanglos ein Gespräch beginnen wollte, forderte sie mich auf,
ihr einen Cocktail zu spendieren, dessen Preis mir die Schamesröte
ins Gesicht trieb. Enttäuscht sah sie in meine Geldbörse,
in der ein einsamer zerknitterter Geldschein geringen Wertes sein karges,
kurzlebiges Dasein fristete. "Zu wenig Systemressourcen!",
konstatierte sie kurz und ließ mich wie einen begossenen Pudel
stehen. Die Dritte zeigte sich durchaus interessiert, hielt mir aber
mit den Worten "Das Verzeichnis ist nicht leer" einen Tampon
unter die Nase. Irgendwann ging ich frustriert nach Hause. Als ich wach
im Bett lag, dachte ich an Selbstbefriedigung, erinnerte mich aber rechtzeitig
an die alte, goldene Regel: "Eine Datei kann nicht auf sich selbst
kopiert werden!" Am nächsten Abend versuchte ich es erneut.
Diesmal hielt ich mich an eine Neue, die interessiert herumsah und dann
und wann einen Blick in meine Richtung riskierte. Schließlich
faßte ich mir ein Herz und setzte mich zu ihr. Wir kamen ins Gespräch
und sie erklärte mir freimütig und kichernd, daß es
mit ihrem letzten Freund im Bett nicht so gut gelaufen war, weil er
nicht das"Standardformat" verwendet hatte. Ich war bereit,
auf's Ganze zu gehen. Heute wollte ich es wissen! Als wir genügend
getrunken hatten, ließ ich ein Taxi rufen, hakte sie unter und
schaffte es, sie in meine Wohnung zu bekommen. Kaum, daß die Tür
zu war, verwandelte sich die Lady in einen Vamp, der mir, nur noch in
Slip und BH gekleidet, an die Wäsche ging.
Sollten heute meine Phantasien wahr werden? Sie hauchte mir ins Ohr:
"Der Vorgang kann nicht fortgesetzt werden, solange 'Büstenhalter'
aktiv ist. Bitte entfernen sie 'Büstenhalter!' aus dem System!".
Irgendwie gelang es mir unter beständigen Stoßgebeten, den
Task zu entfernen, den Blick fest auf ihre Konsole gerichtet. Die Schwerkraft
hatte ihr schon übel mitgespielt und als ihre Pracht herausfiel,
sagte sie scherzhaft: "Die erweiterten Attribute sind inkonsistent!".
Leider hatte sie mir aufgrund exzessiven Alkoholkonsums bereits mehrmals
mitgeteilt, das ihre"Datenintegrität" gelitten hätte
und weitere "Zugriffe" somit nicht möglich seien. Dann
sagte sie: "Es ist ein interner Fehler aufgetreten!" und kippte
einfach nach hinten. Als diese Anwendung auf Ansprache nicht mehr reagierte,
rief ich ihren Taskmanager auf, in dem ich allerdings nicht mehr als
die Tasks 'tiefes Atmen', 'sporadisches Seufzen' und 'gelegentliches
Furzen' fand. Auch ein Neustart schlug fehl.
Wieder warein Abend verloren. Meine Laune war endgültig dahin.
Aufgrund der vielen Biere gestaltete sich der Bootvorgang am nächsten
Morgen entsprechend mühsam. Ich mußte zweimal meinen Speicher
hochzählen und meine Erinnerung defragmetieren, bevor ich meine
Grafikkarte endlich ansprechen und die Augen öffnen konnte. Sie
stand bereits unter der Dusche und testete ihr wohlklingendes Soundsystem.
Ich sprang auf, gewillt, sie unter der Dusche zu überraschen und
mein Vorhaben von gestern Abend nachzuholen. Sie schien angenehm überrascht.
Als ich endlich zur Sache kommen wollte, rutschte ich mehrmals ab und
entschuldigte mich mit den Worten: "Der angebene Pfad wurde nicht
gefunden!". Sie kommentierte meinen Faux-pas allerdings mit"Schwerwiegender
Fehler während der Installation!". Plötzlich stieß
sie mich weg, zischte "Schutzverletzung!" und "Ausnahmefehler!"
und fragte mich entsetzt, ob ich nicht an Virenschutz gedacht hätte.
Ich durchsuchte hektisch die Taschen meiner Hosen, meinen Badezimmerschrank,
die Nachttischschublade! Nichts! Verdammt! Sie trocknete sich ab, pellte
sich in die Klamotten, raunte mir ein "Die Anwendung wird aufgrund
eines ungültigen Zugriffs beendet!" zu und verschwand aus
meiner Wohnung. Ein paar Tage später rief ich sie an und sie schien
wider Erwarten interessiert, mich zu sehen. Wir verabredeten einen Termin
noch für den selben Abend. Ich verspätete mich zwar aufgrund
schlechten BUS-Timings und nannte sie "Gabi" anstatt "Sabine"
(für Anwendungen dieser Art hatte ich noch nie genügend Memory
übrig gehabt!), sie aber strahlte mich an. Wir verbrachten einen
wundervollen Abend in einem kleinen Restaurant und ich vögelte
sie die darauf folgende Nacht, bis der Zieldatenträger voll war.
So lief das eine ganze Weile zwischen uns: Wir trafen uns sporadisch,
gingen zusammen essen und dann nahm ich sie mit zu mir, um sie nach
allen Regeln der Kunst zu formatieren. (Manchmal auch gleich auf der
Toilette des Restaurants ein kurzes "Quickformat") Eines Tages
jedoch teilte sie mir knapp angebunden mit, daß ich ihr nur wieder
unter die Augen treten sollte, wenn ich bereit war, sie zu ehelichen.
Schließlich sei die"Shareware-Zeit längst abgelaufen"
und ich hätte genug Zeit gehabt, das Programm ausgiebig zu testen.
Ich bestätigte mit OK, näherte mich ihr im Safe Mode, drang
schließlich tief in ihre Registry ein und nur neun Monate später
bekam sie einen Thread, der alle anderen Prozesse verdrängte. Naja,
den Rest findet ihr im Bootlog....
Quelle: frauenfeindlichesarschloch.de
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